Business Architecture Triangle

Die „Business Architecture Triangle“

In einem vorhergehenden Blogbeitrag haben wir unseren Ansatz der „Business Architecture Triangle“ als Bezugsrahmen für eine Auseinandersetzung mit der vorhandenen Vielfalt an Geschäfts­architektur­konzepten vorgestellt. Im Folgenden greifen wir dies wieder auf und werfen einen genaueren Blick darauf, aus welchen Teilen sich die Triangle zusammensetzt und wie diese miteinander zusammen­hängen.

Die Business Architecture Triangle stellt eine High-Level-Struktur der Geschäftsarchitektur dar, verkörpert durch drei grundlegende Domänen: Geschäftsmotivation, Geschäftsmodell und Geschäftsbetrieb. Diese repräsentieren unterschiedliche Perspektiven auf die Architektur eines Business.

Bei der Geschäftsmotivation geht es im Kern um das „Warum“ dessen, was ein Business macht und wie es operiert. Sie adressiert Fragen der folgenden Art:

  • Warum gibt es uns?
  • Wofür stehen wir?
  • Was wollen wir erreichen?
  • Welcher Kurs soll uns dort hinführen?

Sie umfasst dementsprechend Konzepte wie Mission, Werte, Vision, Ziele, Strategien und Direktiven (d.h. Prinzipien oder „Policies“).

Das Geschäftsmodell beschreibt dann die fundamentale Logik eines Business, was die Positionierung am Markt („where and how to play“) angeht, wie z.B. durch folgende Fragen zum Ausdruck gebracht:

  • Welchen Wert bieten wir wem an?
  • Wie schaffen und erbringen wir einen solchen Wert?
  • Wie schöpfen wir Wert für uns ab bzw. verteilen diesen?
  • Wie erhalten wir unsere Wertschöpfung?

Es geht somit um Leistungs- bzw. Wertversprechen, Produkte, Kanäle, Stakeholder (z.B. Kunden, Lieferanten / Partner), Wertströme, das Ertragsmodell, und weiteres mehr.

Die Domäne des Geschäftsbetriebs adressiert schließlich, was das Business imstande ist zu tun und warum. Zentral sind hier einerseits Fähigkeiten (Was können wir bzw. sind wir in der Lage zu tun?) und andererseits deren Manifestierung bzw. Realisierung (Wie machen wir die Dinge? Wie operieren wir?) u.a. in Form von Prozessen, Organisationsstrukturen, Menschen und Kultur.

Die drei Teilbereiche hängen verschiedenartig miteinander zusammen. Der Einsatz der Triangle wird einen daher typischerweise hin und her in der Geschäftsarchitektur führen und somit sicherstellen, dass wesentliche Facetten nicht unberücksichtigt bleiben. Im Folgenden ist skizziert, was das bedeuten mag und wie die Triangle dabei helfen kann, dem Design der Geschäftsarchitektur einen Rahmen zu geben.

Geschäftsmodell und -betrieb liegen Entscheidungen zur Geschäftsmotivation zugrunde

Strategieentscheidungen entstehen nicht aus dem Nichts heraus, sie werden im Kontext eines bestimmten Geschäftsmodells (bzw. -portfolios) gefällt, das zum entsprechenden Zeitpunkt bereits im Einsatz ist (sofern das Business kein Startup ist). Sie definieren einen Kurs, den man wohlüberlegt eingeht, um sein(e) Geschäftsmodell(e) in bestimmter Weise zu verbessern, zu erweitern, zu ergänzen, zu erhalten oder besser zu befähigen. Insbesondere haben sie möglicherweise Defizite im Verhältnis von Risiken und Erträgen zu adressieren, die durch eine Geschäftsmodellanalyse offenbart wurden. Das Geschäftsmodell(-portfolio) bereitet somit den Kontext für jegliche Strategiearbeit.

Eine andere Frage, die eine wesentliche Rolle im Strategieentwicklungsprozess spielt, ist die Fähigkeit zur Umsetzung. Strategieentscheidungen haben insofern bestehenden Stärken und Schwächen Rechnung zu tragen. Eine Capability Map bietet eine gute Grundlage für eine entsprechende Analyse, die im Ergebnis unter Umständen bestimmte Alternativen begünstigt oder aber in gewisser Weise einschränkt. Eine Analyse des Ist-Geschäftsbetriebs liefert somit einen wesentlichen Input für die Strategieentwicklung.

Die Geschäftsmotivation formt das Geschäftsmodell

Es ist die Strategie, die im Wesentlichen das Geschäftsmodell bestimmt: sie begründet das Geschäftsmodell eines Startups und ruft Änderungen an bestehenden Geschäftsmodellen hervor. Eine Expansionsstrategie kann z.B. neue Kundensegmente zur Folge haben, die es zu bedienen gilt. Ebenso können Strategien Veränderungen im Geschäftsmodell herbeiführen, die sich bspw. in neuen Produkten, zusätzlichen Kanälen bzw. neu definierten Wertversprechen (und -strömen) äußern.

Vor Auswahl sollten Strategien also sorgfältig hinsichtlich etwaiger Auswirkungen auf das Geschäftsmodell bzw. dessen, was zu verändern sein wird und wie dies alles zusammenpasst, bewertet werden; die letztlich ausgewählten Strategieoptionen bestimmen dann schließlich, wie das zukünftige Geschäftsmodell aussehen wird. Oder andersherum betrachtet: ein Geschäftsmodell spiegelt im Wesentlichen zuvor getroffene Strategieentscheidungen wider.

Das Geschäftsmodell stellt Anforderungen an den Geschäftsbetrieb

Das Geschäftsmodell leitet das Design des Geschäftsbetriebs. Um ein Produkt zu erzeugen und ein Leistungsversprechen zu erfüllen, braucht es bestimmte Fähigkeiten. Dies wiederum mag es erfordern, dass Prozesse spezifiziert werden, Personal beschafft oder fortgebildet wird, technologische Ressourcen aufgebaut werden, und weiteres mehr.

Mit anderen Worten geht es beim Design des Geschäftsbetriebs im Kern um „Business Model Enablement“, d.h. darum, was es braucht, um ein Geschäftsmodell zu betreiben. Das Geschäftsmodell bestimmt somit die Fähigkeiten, die das Business benötigt. Wenn also Geschäftsmodelländerungen erwogen werden, sollte potenziellen Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb (z.B. aufzubauende oder weiterzuentwickelnde Fähigkeiten) ein wesentliches Augenmerk geschenkt werden.

Die Geschäftsmotivation definiert und prägt (bzw. regelt) den Geschäftsbetrieb

Betriebliche Veränderungen müssen nicht notwendigerweise durch einen Wandel bzw. eine Anpassung des Geschäftsmodells getrieben sein. So kann die Strategieentwicklung durchaus in Handlungssträngen münden, die Aspekte des Geschäftsbetriebs neu definieren, das Geschäftsmodell jedoch unberührt lassen. Das kann z.B. dann der Fall sein, wenn man realisiert, dass man das Geschäftsmodell nicht wirklich lebt bzw. diesem nicht gerecht wird (s. unten) und nicht so aufgestellt ist, um so zu funktionieren wie erforderlich. Dann braucht es Strategien, die Änderungen vorsehen bzw. abstecken, die eine bessere Umsetzung des Geschäftsmodells ermöglichen. Das kann z.B. organisatorische Restrukturierungen, kulturelle Veränderungen und Weiterbildungsmaßnahmen umfassen. Ein anderes Beispiel sind Maßnahmen zur Verbesserung von Fähigkeiten, die darauf ausgerichtet sind, veränderten Wettbewerbskräften entgegenzutreten oder sich vor Gefahren bzw. Risiken zu schützen.

Darüber hinaus wird der Geschäftsbetrieb typischerweise durch Werte und Direktiven beeinflusst. Tatsächlich lassen sich diese als wesentliche Determinanten der Unternehmens- bzw. Betriebskultur verstehen. Spiegeln sie sich in Anreiz- und Kontrollsystemen wider, können sie durchaus einen fundamentalen Einfluss darauf haben, wie man sich in der täglichen Arbeit verhält und zusammenarbeitet.

Der Geschäftsbetrieb macht ein Geschäftsmodell möglich

Fähigkeiten erlauben es Unternehmungen, so „Business zu machen“ wie es ihre Geschäftsmodelle vorsehen. Insbesondere ermöglichen sie die Wertströme, die ein Geschäftsmodell vorsieht, um für Stakeholder einen Wert zu erzeugen bzw. zu liefern. Von Zeit zu Zeit – oder durch ausgewählte Fragen, die es aus bestimmtem Anlass zu beantworten gilt, getrieben – wird man ggf. überprüfen wollen, inwiefern der Geschäftsbetrieb tatsächlich (noch) in Einklang mit dem Geschäftsmodell steht (bzw. die durch letzteres gestellten Anforderungen erfüllt). Dies kann unterschiedliche Arten von Fähigkeits­analysen mit sich bringen.

Zusammenfassung und Fazit

Wie veranschaulicht erlaubt es die Business Architecture Triangle, Zusammenhänge zwischen Geschäftsmotivation, Geschäftsmodell und Geschäftsbetrieb herzustellen bzw. zu verstehen. Sie hilft dabei, sich mit klarer Orientierung durch die verschiedenen Teile der Geschäftsarchitektur zu bewegen und Wirkungszusammenhänge zwischen dem, was man als Business anstrebt, wo und auf welche Weise man am Markt agiert und wie man sein Geschäft betreibt, zu erkennen.

Bei Interesse an einem weiteren Austausch zu der Business Architecture Triangle oder an unserer Business Architecture Master Class, die eine umfassende Betrachtung von Geschäfts­architektur­konzepten entlang der Struktur der Triangle bietet, freuen wir uns über eine Kontaktaufnahme.

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